Am Weiher
Fährt man über den Brenner, geschieht es ziemlich genau auf der Höhe von Brixen, dass man eine Ahnung vom Süden bekommt. Man passiert Apfelplantagen und Weingärten, die sich auf Terrassen an den Steilhängen hochziehen. Die Hochfläche von Natz-Schabs ist die erste fruchtbare Region, wenn man vom Brenner kommt und gleichzeitig das nördlichste Apfel- und Weinanbaugebiet Italiens. Unweit von Brixen auf einem Sonnenplateau im Eisacktal liegt das Seehof Nature Retreat und Spa an einem bezaubernden kleinen Weiher inmitten von Wiesen, Apfelbäumen und kleinen Fichtenwäldern. Tamaris und Andreas Auer haben das Hotel von den Eltern übernommen und mit viel Mut und einer klaren Vision zu einem besonderen Wellness-Refugium umgestaltet, das Anfang April dieses Jahres eröffnet hat. Die jungen Architekten von NOA aus Bozen, beide Matteo Thun-Schüler, haben mit den direkt am See platzierten Spa-Chalets ein sehr besonderes Spa-Erlebnis kreiert. Die drei Chalets wenden sich mit ihren Pultdächern ganz dem See zu. Raumhohe Verglasungen lassen die Grenzen von Drinnen und Draußen fließend werden. Ausladende Holzdecks laden zum Sonnenbaden ein. Im ersten Chalets steigt man in den Indoor-Pool und schwimmt durch eine Glasschiebetür raus in den beheizten Outdoor-Pool. Im zweiten befindet sich der Ruheraum, der auch für Pilates und die Morgen-Gymnastik genutzt wird. Im dritten kann man von der verglasten Sauna aus direkt in den See springen oder in der Bio- oder Dampfsauna schwitzen. Mosaiksteinböden bringen südlichen Flair in die luftigen Räume. Ein langer breiter, zum See hin verglaster Gang mit Ruheliegen, die mit zarten Vorhängen abgetrennt sind, sorgt dafür, dass man auch bei Regenwetter trockenen Fußes zum Spa gelangt.
Die Gartenanlagen wurden von Ivo Gasser, einem Schüler des Schweizer Gartenkünstlers Enea gestaltet und so konzipiert, dass der Weiher von überall sichtbar ist. Mit Buchsen, Trauerweiden, Föhren und Rasenflächen, die sich zum See neigen, hat Ivo Gasser ein ruhiges grünes Bild geschaffen – bewusst ohne bunte Blütenteppiche - und dem Garten eine fast meditative Anmutung verliehen. Das bestehende Hotelgebäude mit seinen 33 Standardzimmern, die nur teilweise renoviert und eher einfach sind, bekam einen Anbau, der 16 von NOA gestaltete Suiten und Juniorsuiten beherbergt. Sie sind modern und komfortabel mit dunklen Holzdielenböden, offenen Bädern mit freistehenden Wannen. Lampen und Armaturen aus Kupfer sind kein modisches Accessoire, sondern eine Reminiszenz an den Großvater, Initiator für die bis heute größte Naturdruckleitung in den Alpen. Auf der anderen Talseite wird Wasser aufgefangen, das durch die Schlucht nach unten stürzt und damit so viel Druck aufbaut, das es ausreicht rund um Natz-Schabs 800 Hektar Fläche zu bewässern – die Voraussetzung für die Fruchtbarkeit des Plateaus.
Das durchstreift man bei einer kleinen Wanderung hinunter ins sehr sehenswerte Kloster Neustift von Brixen. Mit ein bisschen Glück bekommt man eine Führung vom Chorherrn Arthur Schmitt persönlich, der, eloquent und hochgebildet, durch die kunstvollen Räumlichkeiten des 1142 gegründeten Augustiner Chorherrenstifts führt.